2018 | Emil Srkalovic

 

Der zeitgenössische Künstler Emil Srkalovic vermischt traditionelle Malerei und Bildhauerei mit modernen Linienführungen welche an Pop Art erinnern und stellt somit zentrale kulturtheoretische Fragen in den Mittelpunkt.
Die Darstellungen evozieren Fragen nach den Themen: Liebe, Stolz, Gewalt, Zeit und Tod, und regen den Betrachter an, sich nicht nur mit dem Kunstwerk, sondern auch mit sich selbst und der ihn umgebenden Wirklichkeit auseinanderzusetzen.
Situationen aus der Natur werden in dieser modern-realistischen-Manier dargestellt und durch strenge Titel kontrastiert. Damit eröffnet sich ein Dialog zwischen Spiel und Sarkasmus, der zur Genese einer neuen Empathie und zur umgedeuteten Realität führt.
Die Kunst verschiebt somit die Perspektive des Betrachters und wirft ihn auf das widersprüchliche Sein zurück, das keine Rechtfertigung braucht und von sich sagt:

„Ich möchte leben weil ich bin“

Der 31. Stipendiat, Emil Srkalovic aus Graz, Österreich, beschließt das dreimonatige Internationale Stipendium „Künstlerhaus Speyer“ mit einer sehenswerten Werkschau.
Bei der Vernissage am 31.8.2018 dankten der Vorsitzende Reinhard Ader und Bürgermeisterin Monika Kabs dem Stipendiaten für seine Arbeit und sein Engagement. Speyer, die Stadt und die Menschen haben ihn beeinflusst und ihm sozusagen „Modell gestanden“, so dass u.a. der Mensch wichtiger Bildgegenstand seiner Gemälde wurde. Insbesondere Sophia, wurde zur wichtigen Muse und Protagonistin.

 

Emil Srkalovic wurde 1983 in Foca, Bosnien geboren. Seine Eltern, beide Maler, wandern vor Ausbruch des Bosnienkrieges nach Österreich aus, gründen in Graz eine neue Existenz.  Emil lernt und studiert bei seinen Eltern.
Seiner ersten Einzelausstellung, 2003 in Graz, folgen bis heute ca. 70 Einzel- bzw. Gruppenausstellungen. Seit 2016 ist er Präsident des Grazer Künstlerbundes.

In seiner anschließenden, lebendigen Rede äußerte sich der Künstler ausführlich zu seinem Werk.

Fotos: © Kurt Keller und Margarete Stern

Werkschau Emil Srkalovic, internationales Stipendium, 31.8.2018

Der Künstler füllt eine Fläche mit Farbe.
In unterschiedlicher Konsistenz.
In verschiedensten Nuancen, Schattierungen und Abstufungen.
In Harmonie, Kontrast oder Dissonanz.
Formen ergeben sich durch Anordnung, Dichte und Auflösung.
Farben stoßen an Grenzen, die ihr die Linien vorgeben.

Malerei als Grenzerfahrung. Malerei, die Grenzen überschreitet oder sich innerhalb von Grenzen austobt.

Der Sinn kann vorgegeben sein, sich erst im Malprozess ergeben oder verändern.
Ein Prozess, der in Zeiträumen sich entwickelt, die nicht messbar sind.
Ein Kampf um die Elemente: Farbe – Form – Sinn.
Ein Kampf, den die Idee mit der Rationalität und der Emotion führt.

Logik und Unvernunft.

Kann die Emotion vorhersehbar, berechenbar sein?
Macht sie dem Künstler nicht immer wieder einen Strich durch die malerische Rechnung?
Wer entscheidet über Format, Komposition und Bildgegenstand?
Wer bestimmt über „Richtig“ und „Falsch“?

Sigmar Polke schrieb einst in eines seiner Werke hinein:
„Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“

Genau diese Aussage trifft den Kern des Problems:

Wie entsteht überhaupt ein Bild?

Aus Ihrem kunsthistorischen Gedächtnis, liebe Gäste, darf ich das Gemälde von Jacques-Louis David: „Der Tod des Marat“ hervorzaubern:

Sie erinnern sich an das Bildgeschehen im unteren Teil des Werkes: Der tote Marat in der Badewanne.

David hat das Geschehen so inszeniert, dass der eigentliche Ablauf der Ermordung nicht dargestellt ist, sondern im Kopf des Betrachters sich ergibt, dergestalt, dass er die obere Bildfläche als Projektionsfläche unserer Gedanken „frei“, bzw. „leer“ lässt.
Der Betrachter wird demnach bei David aufgefordert, sich das Bildgeschehen selbst zu imaginieren.

Dagegen Volker Stelzmann, ein bekannter zeitgenössischer Maler aus Dresden, – er hat übrigens 2007 hier in Speyer in der städtischen Galerie ausgestellt – . lenkt den Blick des Betrachters in seinen übervollen Gemälden durch Mimik, Gestik, Handlung, – wobei seine Figuren, miteinander verwoben wie ein Gespinst, zu ständiger Achtsamkeit und Aktivität herausfordern (ich zitiere): „Vom Konkreten… zum Wesen, zur Wahrheit, zu meiner Sicht der Wahrheit vordringen…“ (Zitatende). Er will mit seinen Darstellungen die in der Welt bestehenden Konflikte, Probleme, Betroffenheiten und Anfechtungen aufzeigen.

Aus diesen Positionen heraus sind eine Reihe von Parallelen zur künstlerischen Auseinandersetzung Emil Srkalovics zu ziehen.

Der oben erwähnte Kampf zwischen Idee, Ratio und Emotion ist hier nicht nur in der Wahl von Format, Komposition und Farbbehandlung auszumachen, sondern wird ebenso in der Umsetzung der ihm eigenen Thematik sichtbar:

Die Grenzerfahrung des Miteinander.

Der Konflikt zwischen Logik und Unvernunft, zwischen Betroffenheit und Ignoranz wird symbolhaft-surreal in Beziehungskonstellationen von Mensch und Tier zum Ausdruck gebracht.

Reinhard Ader, Vorsitzender

Fotos: © Max Bode maxbodefotografie.de

Zur Vernissage von Emil Srkalovic ist in der Rheinpfalz vom 31.8.18 ein Artikel erschienen:

https://www.rheinpfalz.de/lokal/speyer/artikel/speyer-bringt-menschen-zurueck-ins-spiel/

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